# 536: BOOK REFLECTION — “Botschaften für die Seele.”
Geschichte hinter der Buchauswahl
Als mir dieses Buch von einer lieben „Freundin“ (es fühlt sich so an, auch wenn wir uns noch kaum kennen) geschickt wurde, las ich es in einem Zug bereits wenige Tage später. Ich tat das, wohlwissend, dass ich eigentlich ganz andere Dinge hätte tun “sollen”, aber scheinbar nicht wollte. Meine Seele wollte dieses Buch lesen, weil sie schon seit einer Weile zu kurz kommt. Das hat sich auch nach dem Lesen unmittelbar nicht verändert. Aber ich wusste sehr wohl, dass dieses Buch und die Menschen dahinter mich aus einem Grund gefunden haben — und zwar genau jetzt. Und ich wusste danach auch, dass ich nicht direkt, aber sehr bald, darüber schreiben würde, wenn es die Zeit so wollte. Und das war heute.
Heute Morgen wollte ich eigentlich nur einer Freundin ein paar Worte per Voice Message auf WhatsApp sprechen zu einem Satz, der mir seit unserem letzten Gespräch nicht mehr aus dem Kopf geht. Und als ich da so anfing zu sprechen, ritt ich mich selbst immer mehr rein. Ich ging scheinbar tief in das, was eigentlich hinter meiner Nachricht steckte. Es war ein Hilfeschrei, der aber nicht in ihre Richtung ging. Ich wollte keine unmittelbare Hilfe oder Lösung oder Beistand von ihr. Es war einfach ein Schrei meiner Seele, die ganz genau weiß, was „falsch“ und „richtig“ für mich ist, im Sinne von „mir gut tut“. Und wie sehr sie schon schreit, war mir eben vor dieser Nachricht gar nicht klar. Ich fing ganz sachlich an mit den zwei Punkten, auf die ich eingehen wollte. Und dann fing ich immer mehr an zu weinen.
Ja, das ist jetzt hier immer noch sehr abstrakt, denn ich habe noch mit keinem Wort erwähnt, was mich und meine Seele da nun gerade so umtreibt. Und das werde ich auch nicht tun im Detail. Menschen um mich herum wissen, was das ist. Nennen wir es einfach mal „meinen Weg“. Der hat ja schon durch so manches Gebirge, tiefes Tal und reißenden Strom geführt. Ich bin für jede Minute tief dankbar und demütig. Doch jetzt ist wieder einer dieser Wendepunkte da und ich spüre sehr klar, dass meine Seele da ein gehöriges Wörtchen mitreden will. Das genau ist es, was die Autorinnen dieses Buches mit ihren Texten anstoßen möchten — das Hinhören, das Wahrnehmen, das Ernstnehmen der Seelenbotschaften in uns.
Für Menschen, die weniger „esoterisch“ oder „spirituell“ unterwegs sind, mag der Begriff der Seele nichts taugen. Meine Erfahrung ist aber, dass gerade jene, die weniger religiös im kirchlichen Sinne unterwegs sind, durchaus an Seelen und Übernatürliches glauben. Nur brauchen sie dabei Jesus und Christentum nicht in der Gleichung. Wie dem auch sei — man kann für Seele auch einfach „innere Stimme“ oder „Bauchgefühl“ sagen. Ich behaupte nicht, dass das alles eins und dasselbe ist. Ich möchte damit nur sagen, dass die meisten von uns damit irgendetwas anfangen können, auch wenn die Worte vielleicht erst mal befremdlich klingen. Und vor allen Dingen würde ich auch sagen, dass dieses Buch für ganz viele Menschen etwas ist, die ihren ureigenen Weg suchen und gehen wollen.
Die Geschichten in diesem Buch kann man nicht einfach clustern und in Schubladen einsortieren. Alle Powerfrauen darin schildern meist sehr persönliche biographische Erfahrungen, oft mit Tieren als Seelenbegleiter, die sie schließlich zu den Frauen gemacht haben, die sie heute sind. Kreativität ist wahrscheinlich eine Verbindungslinie, die alles irgendwie zusammenfasst. Kreativität als menschliche Schaffenskraft, welche die volle Energie ausdrückt, die in uns Menschen schlummert. Wird sie aktiviert, also freigelassen, dann können kleine Wunder passieren. Und ein Buch ist für mich auch immer irgendwie ein Wunder, denn beim freien Schreiben landen manchmal Geschichten auf Papier, bei denen man später gar nicht mehr weiß, wie sie so wunderbar aus einem fließen konnten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es den Autorinnen beim Schreiben und überhaupt beim Umsetzen dieses Projektes ähnlich ging.
Wie so oft hat nun fast jede Seite ein Eselsohr und viele Unterstreichungen in meiner Ausgabe. Ich hätte auch Dutzende Passagen hier bloggen können. Denn es gibt kaum eine Seite, die mir nicht wirklich viel gegeben hat. Dafür bin ich sehr dankbar und kann nur alle Autorinnen dazu ermutigen, ihre Geschichten weiter in die Welt zu tragen — ob in Buchform oder ihren ganz eigenen Formaten. Diese wunderbare Mischung aus „Unternehmertum“ und „spiritueller Weisheit“ ist etwas, das viele ablehnen. Doch Ablehnung bedeutet immer auch Angst. Und diese Seelenschreiberinnen sind, so behaupte ich einfach mal über das im Buch Vermittelte hinaus, durch viele Ängste gegangen, bis sie bereit waren, ihr Inneres mit der Welt zu teilen.
Bücher zu schreiben,
die andere bewegen,
erfordert so viel Mut und Stärke.
Sich „nackig“ zu machen ist etwas,
das viele vermeintlich Starke
sehr schön umschiffen ihr Leben lang.
Wahre Stärke beginnt beim Teilen von Schwächen
Wobei der Starke weiß,
dass es weder Schwäche noch Stärke wirklich gibt.
Es gibt nur das volle Annehmen
Des eigenen Ich.
Das setzt göttliche Kräfte der Seele frei.
- Drama Lamas
Das Besondere an diesem Buch ist, dass die jeweilige Autorin immer erst am Ende des jeweiligen Beitrags genannt ist. Das finde ich schön, weil man dann diese Brille von Erwartungen erst gar nicht hat, die sich einschleicht, wenn man eine/n Autor/in bereits kennt und automatisch irgendein Bild im Kopf entsteht. So gewinnt man Stück für Stück beim Lesen einen ganz frischen Eindruck von dem Menschen hinter den Zeilen. Und wer die schwersten Zeiten im Leben als „Drama Lamas“ betitelt, der zeigt direkt eines: Dass der Humor das größte Zeichen dafür ist, wie viele Täler man schon durchschritten hat und in welcher Weise und mit welcher Bewusstheit. Wer dann über sich und die Welt wieder mit ganzem Herzen und lauter Stimme lachen kann, der hat vieles in sich aufgeräumt — sonst ginge das gar nicht.
Dieser Passage oben ist nicht viel hinzuzufügen. Es ist genauso, zumindest aus meiner Perspektive. Und darin liegt so viel Kraftvolles. In den großen Weltreligionen, besonders im Christentum und im Buddhismus, spielt das Leiden ja eine sehr zentrale Rolle. Und gerade bei Letzterem ist das Geheimnis des Überkommens des Leidens ja genau darin zu sehen, dass wir eben das Leid annehmen lernen und nicht werten. Jeder Moment ist, wie er ist. Und Leiden bereitet er uns nur, wenn wir ihn eben als „Leid“ deklarieren und uns darüber aufregen und uns mit allen Fasern des Körpers gegen das Hier und Jetzt sträuben.
Wenn man das verinnerlicht hat, was Nicole Grigoleit oben schreibt, dann braucht man die ganze energiereiche innere Abwehr nicht mehr zu mobilisieren. Man kann mehr oder weniger gelassen hinnehmen, dass das gerade vorhandene Drama einem etwas zeigen möchte. Und man kann es auch damit nicht weghexen, dass man sich über sich und die Welt aufregt. Noch weniger hilft es, wenn man sich selbst dafür abwertet, dass man es eben hat. Was trotzdem gut tut, ist das Wissen, dass man durch die Übernahme der Verantwortung für das eigene Leben, dieses Drama auch beenden kann. Und damit meine ich NICHT nur einen Mindset-Shift, so nach dem Motto “denke nur anders über die Welt”. Beides geht Hand in Hand für mich: Das Denken und das Handeln, wobei das veränderte Handeln aus dem Denken und den damit verbundenen Erkenntnissen hervorgeht. Doch das alles geht dann eben in einem fließenden Prozess automatisch und kostet weniger Kraft.
„Etwas anderes zu wählen…“ spricht auf das Thema Entscheidung an. Und das ist zentral. Unser Leben besteht aus Entscheidungen. Das ist so. Wenn wir spirituell sind, dann glauben wir daran, dass uns diese Entscheidungen des Lebens nichts wahllos vor die Füße geworfen werden. Im Gegenteil, wir vertrauen darauf, dass alles seine Zeit hat, auch jedes Drama. Doch letztlich sind wir diejenigen, die mit unseren Entscheidungen unserem Leben eine neue Richtung geben können, oder eben eine eingeschlagene festigen (ich gehe jetzt hier nicht auf das komplexe theologische und philosophische Thema des “freien Willens” ein — das überlasse ich gern anderen Drama Lamas…).
Der Punkt ist nur, jedenfalls sehe ich das so, auch bestätigt von dieser Geschichte: Solange Entscheidungen für uns noch ein Drama darstellen, uns verzweifeln lassen, uns in ein Dilemma stecken, dann ist die Zeit noch nicht reif. Gleiches gilt für getroffene Entscheidungen, die uns trotzdem alte Dramen wieder auftischen. In beiden Fällen waren wir noch nicht bereit. Doch das Schöne ist, sind wir es dann, ist eine Entscheidung gar kein Problem mehr. Sie braucht kein langes Hadern und Nachdenken mehr. Sie fällt ganz von allein, sehr klar und deutlich und von innen heraus. Dann weiß man, dass man an einem neuen Punkt ist. Und dann spiegelt uns in der Regel auch unser Körper, der in dem Buch auch immer wieder eine Rolle spielt, dass wir auf dem „richtigen“ uns eigenen Weg sind — indem er nämlich Krankheiten und Lasten auf unseren Schultern loslässt und durch ein Gefühl der Freiheit und Wärme ersetzt; indem plötzlich auch Tränen fließen, die vielleicht Jahrzehnte gespeichert waren.
2. Annahme
Dieser Satz der Annahme des eigenen Seins ist der Schlüssel zu allem Glück. Davon bin ich nach meiner Reise, gerade aufgrund der inneren Entwicklung der letzten Monate, zutiefst überzeugt. Hat man ihn wirklich verinnerlicht in all seiner Tiefe, geht eine neue Welt auf. Ich glaube nicht, dass weder Dagmar Feesers Worte hier noch meine eigenen das wirklich vermitteln können, was das wirklich heißt, sich selbst anzunehmen. Und auch das, was dahintersteckt an Selbsterkenntnis. Der erste Schritt nach einer bahnbrechenden Selbsterkenntnis war für mich anfangs immer, genau das Gefundene durch etwas anderes/neues zu ersetzen — also quasi eine „Andere“ zu werden, weil das Alte offensichtlich „schädlich“ war. Das ist auch deshalb nicht falsch, weil auch das ein wertvoller Teil des Prozesses ist. Später dann erkennt man, dass eben die Veränderung in der Annahme liegt. Man bleibt nicht “die Alte”, aber man behält den Kern, gegen den man sich die ganze Zeit gesträubt hat. Mehr und besser kann ich es hier nicht ausdrücken. Aber ich kann, wie Feeser und ihre Co-Autorinnen, nur Mut machen, den Weg ins Ungewisse zu gehen, auch wenn es der Verstand eben nicht im Vorhinein greifen kann.
3. Ehrlich
Über kaum ein anderes Wort denke ich so viel nach wie das der Ehrlichkeit in der letzten Zeit. Man kann sagen, dass Menschen, die von Beginn an auf Ehrlichkeit pochen, das größte Problem damit haben. Und ja, der Wunsch nach Offenheit und Ehrlichkeit ist auch ein Hinweis auf narzisstische Wunden und Kontrollsucht. Ich sehe das alles. Trotzdem haben mich diese Zeilen so sehr bewegt, weil sie mir aus dem Herzen sprechen. Es ist genauso. Aus keinem anderen Grund will ich mit jemandem zusammen sein: Jemand muss mich in meinem SEIN WOLLEN. Und ich ihn oder sie. Und wenn es auch nur ein Fünkchen an Zweifel gibt, dass hinter dem Wollen ein Brauchen steckt, und zwar ein ungesundes Brauchen, das etwas im Inneren kompensieren soll, dann spürt man das. Und dann ist das keine freie Liebe, so sehr es sich beide auch wünschen mögen (ich maße mir hier nicht an, die Liebe im Allgemeinen zu definieren — jeder so, wie es ihm/ihr guttut).
Gerade vor ein paar Tagen habe ich darüber im Auto mit einem Vikar gesprochen. Wir kamen auf das Thema soziale Schichten und Kirche. Das könnte jetzt Stunden an Material füllen. Jedenfalls habe ich wieder auf das Thema Arbeiterkind hingewiesen und auf das Buch Thinking Class von Jo Kadi, wo er schreibt, dass working class people anders lieben. Und ich glaube, das prägt tatsächlich sehr — die Herkunft und das authentische Fühlen von Liebe und Wärme. Das hat man gespeichert, egal, wie viel man studiert oder sich finanziell oder gesellschaftlich „hocharbeitet“ und in „anderen Kreisen verkehrt“. Diese ganzen Hüllen um die Menschen herum; das Geld, der Habitus, das Gutmenschentum, das kollektive „Christsein“. Da ist so vieles, bei dem ich persönlich keine ehrliche Liebe an meiner Person spüre.
Wie habe ich es ausgedrückt im Auto? “Das Wichtigste im Leben sind Menschen um einen herum, die einen wirklich ehrlich lieben. Und was zu fressen im Kühlschrank. Und Gesundheit. Das ist wirklich wichtig. Alles andere ist so was von sekundär.” Und natürlich ist es schön, wenn man einen Glauben hat, der einem Hoffnung gibt und einen Gott, der bei einem ist, wenn es kein anderer ist. Aber ich finde am Ende des Tages, dass wir täglich etwas dafür tun können, dass wir liebe Menschen um uns haben und eine Arbeit finden, die uns Freude macht und Geld bringt, damit wir schöne Momente im Leben genießen können — egal, wie klein die sein mögen. Eine Kugel Eis in einem Park kostet heute zwar nicht mehr 50 Pfennig, aber kein Vermögen. Auch das bringt ein kleines Glück, gerade demjenigen, der vielleicht mal nicht mehr essen oder laufen konnte oder leben wollte. Dieses kleine Glück ist es, glaube ich, dass nur die Menschen so sehr schätzen können, die das große Glück vergeblich gesucht haben oder eh nie für sich als realistisch gesehen haben. Wie dem auch sei — meine Seele hat in den letzten Monaten eine lange Reise mit mir gemacht. Und heute Morgen hat sie mir dann offensichtlich lautstark mitgeteilt, dass sie nach alledem auch mal wieder auf sie hören soll.
Ein von Herzen kommender Dank an Dagmar Feeser und ihre Co-Autorinnen, sowie ihre menschlichen und tierischen Seelenbegleiter
Reflexionsfragen
1) Glaubst Du an eine Seele? Wenn ja, was macht sie aus? Wenn nein, glaubst Du an irgendetwas anderes über den Verstand und die Biologie hinaus?
2) Wie stehst Du zu der Aussage, dass Veränderung in der Annahme des Seins passiert? An welchen stellen in Deinem Leben hast Du Dich aus Deiner Sicht maßgeblich verändert?
3) Warum bist Du gern mit bestimmten Menschen zusammen? Hast Du Dich selbst mal dabei ertappt, dass dahinter „egoistische“/kompensatorische Gründe steckten (was überhaupt nicht schlimm und ganz natürlich ist). Was hat Euch zusammen-/auseinandergebracht?