# 524: Schmerz

Gedicht

Erstellt mit Bing Image Creator

Das folgende Gedicht entstand in einer 10-minütigen Freewriting-Übung im Rahmen eines Seminars “Theologische Anthropologie” im MainMaster Theologie, geleitet von Prof. Dr. Dorothea Erbele-Küster (Uni Mainz). Es wurde abseits der Beseitigung von Tippfehlern nicht verändert oder erweitert. Ein Dank gilt der Dozentin für die Möglichkeit der kreativen Auseinandersetzung mit dem Thema Verletzlichkeit.

Schmerz heißt leben

Und Leben erfahren.

Es gibt kein Leben

Ohne Schmerz.

Mag nicht,

dass Schmerz nicht gewollt.

Ohne Schmerz keine Freude,

Ohne Freude kein Leid.

Wieso kein Schmerz?

Er lässt uns spüren,

dass wir wach sind.

Medikamente hemmen

Den fühlenden Verstand.

Schmerz beginnt im Kopf

Und endet im Fleisch –

Oder andersrum?

Warum weglaufen davor?

Schmerz macht Angst,

Die ist gut.

Wenn wir sie spüren,

Sehen wir den Weg.

Angst vor der Liebe

Ist Angst vor Gott.

Straft er uns?

Will er uns?

Wenn ja,

wie sollen wir sein?

Heil und sehend,

oder schwach und blind?

Wer hat „recht“?

Der Schwache?

Der Blinde?

Bin ich heil,

weil ich sehen kann?

Keiner sieht,

der das behauptet.

Keiner liebt,

der drüber spricht.

Lieben heißt Sein,

Schmerz ist im Sagen.

Immer reden

Macht die Ohren taub.

So viele Schmerzen

Mit Worten gemacht.

Wer hört schon,

was keiner sagt.

Wer sieht schon,

was keiner malt.

Schmerzen sind dunkel

Für die Glücklichen.

Wollen alles behalten,

was in ihnen steckt.

Sehen nicht das Gute,

das Leid mit sich bringt.

Leben ohne Leiden

Bringt uns Gott nicht nah.

Der Schmerz ist der Weg,

den die Wunde zeigt.

Mit jedem Schritt

Wird er heller.

Der Neugierige weiß,

was der Törichte leugnet.

An den Grenzen des Lebens

Wartet das Glück.

Hör zu, lieber Schmerz,

ich will Dich umarmen.

„Lauf nicht weg,

ich bin ganz nah dran.

Wenn ich Dich greife

Und spüre,

verändert sich der Blick.“

Eine Kirche ohne Schmerz,

ist wie ein Trog ohne Wasser.

Die Tiere kommen nicht,

nichts da für den Durst.

Ruft Schmerz nach Heilung?

Warum soll das sein?

Warum nicht einfach nehmen,

was in uns ist.

Wer den Schmerz annimmt,

gewinnt neue Kraft.

Da ist so viel Stärke,

die zu leuchten beginnt.

Sie nimmt andere mit

Auf den Weg ins Nichts.

Da wartet der Schmerz,

der zum Leben führt.

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