# 521: Stille Tränen

Gedicht

Silke Schmidt
2 min readMar 7, 2024
Erstellt mit Bing Image Creator

Die Tränen kullern,

kein Ton aus Dir heraus.

Ich sage Worte,

die Dich verletzen.

Tue es nicht gern,

mache es aus Liebe

und aus der Angst

um das Leben.

Weiß nur zu gut,

wie schnell es geht,

dass man vergisst,

was Freude ist.

„Ich bin glücklich“

Sagst Du.

Ja, sage ich.

Jeder selbst weiß,

was Lüge ist.

Wissen ist nicht Fühlen.

Und Weinen ist nicht Reden.

Wie lange hast Du geübt,

dass Deine Tränen verstummen?

Es tut so weh,

die Geschichte zu ahnen.

Aushalten ist Dein Beruf,

Fühlen ist Deine Berufung.

Beides geht wohl nicht,

wenn man „ich“ bleiben will.

Mein Weg ist anders,

habe zu lange gekämpft,

um laut zu weinen

und laut zu lachen

und laut das Leben

in Fülle auszustrahlen.

Die Stille am Telefon

fühlte sich endlos an.

So viele Tränen,

die keiner hört.

Doch Du weißt,

dass ich sie “sehe”.

Und ich spüre,

wie Du bebst.

Ich wünsche Dir,

dass Du es einmal kannst;

das laute Weinen,

das tiefe Schluchzen.

Es tut so gut,

Schmerz los zu lassen.

Es hilft so sehr,

sich hinzugeben.

Du kannst es nicht,

sonst könnte ich es schon.

Sei umarmt,

meine Liebe.

Ich küsse Deine Tränen

durch die Stille zwischen uns.

Es macht mich wütend,

was der Kopf machen kann.

Die Handschellen ums Herz

lassen sich kaum lösen.

Doch ich ermutige Dich,

durch den Schmerz zu gehen.

Heilung ist möglich,

ich hatte es nicht gesehen.

Und Deine Tränen sind gut

so wie sie sind.

Weine laut oder leise,

ich küsse sie weg.

Mach, was Du fühlst

und sei gewiss.

Was Du siehst ist richtig,

Was Du fühlst noch mehr.

Lass Dein Herz nicht trügen

von den Worten der vielen.

In Dir ist alles,

was es zum Heilen braucht.

Lass los die Tränen

und die Stimme in Dir,

sie zeigt Dir den Weg

hin zu mir.

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