# 478: Welten

Silke Schmidt
3 min readJul 22, 2023

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Gedicht

Foto von Markus Spiske auf Unsplash

Es tut weh

Dich zu sehen

Sind uns nah

Und doch so fern

Groß geworden

In anderen Welten

In der einen

Malochen und Saufen

In der anderen

Bücher und Uni

Macht nichts?

Doch, es trennt

Immer wieder erfahren

Immer wieder gehofft

Arme Leute lieben anders

Glaubst Du nicht?

Ohne Hülle und Scham

Mit ganzem Herzen

Unsere Sprachen sind anders

Unsere Gesten auch

Ehrlichkeit ist anders

Wo Du nie warst

Ja, bin ungerecht

Vielleicht kennst Du’s

Bist mir fern

In meinem eigenen Kopf

Weißt Du, was ich meine?

Hast Du schon geliebt?

Eine Frau ohne Falschheit

Weil das nicht zählt?

Überleben ist wichtig

Und lieben auch

Mehr hat man nicht

Wo ich herkomme

Ein Urlaub und Sparbuch

Sind schon viel

Welten liegen dazwischen

Die auch Liebe nicht eint

Oder doch?

Siehst Du mich

So wie ich bin?

Bist Du so, wie ich

Dich nicht sehe?

Weiß nicht weiter

Immer die gleiche Wand

Zeig mir bitte

Ob Du verstehst

Wie sehr mich bewegt

Der Klassenkampf der Zeit

Ist nicht trivial

Und nicht ohne Zukunft

Wird schlimmer jeden Tag

Schau auf die Straße

Kinder ohne Perspektive

In unserem Land

Habe es geschafft

Und weine jeden Tag

Was wäre wenn?

Sollte man nicht fragen

Schäme mich für mich

Bildung begrenzt

Im inneren Gefängnis

Lässt Aufstieg zu

Und vermauert das Herz

Bin ich dumm

Das zu sagen?

Oder siehst Du es auch?

Kennst mich gut

Aber nicht gut genug

Menschen wie ich

Sprechen eine Sprache

Sofort einen Draht

Aufs Wesentliche ausgerichtet

Würde mir wünschen

Wir wären eins

Kann nur passieren

Ohne meine Schranken im Kopf

Bin mir was wert

Und doch so wenig reich

Kann nichts bieten

Was für Dich normal

Nur ein Herz

Und eine schreibende Hand

Arbeit am Band

Zum Überleben

Wirst Du nicht wollen

Ist Dir zu arm

Und wenn Du es magst

Dann als Abenteuer

Bin kein Zwischengang

Im Menü des Lebens

Den man mag

Weil sie so stark

Und eigensinnig

Leute wie wir

Müssen so sein

Uns wird nichts geschenkt

Trotzdem schenken wir viel

Uns trennen Welten

Keine Fähre dazwischen

Will nicht mehr kämpfen

Gegen mein eigenes Sein

Ja, Zeit verändert

Und Wunden heilen

Aber es gibt Wurzeln

Die reißt man nicht raus

Die bleiben für immer

Denn sie tragen mich

Du trägst mich auch

Aber vielleicht nie im Leben

Geld ist Macht

Und machtlos sind jene

Die keine Chancen sehen

In ihrem Plattenbau

Schäme mich nicht

Meine Hände zu beschmutzen

Ehrliche Arbeit

Bringt gutes Geld

Ich wünschte nur

Könnte Dich vergessen

Geht aber nicht

Wirst Teil von mir bleiben

Die Welten zwischen uns

Werden nicht sterben

Es gibt eine Hoffnung

Die mich bewegt

Du kennst den Weg

Da bin ich mir sicher

Der Welten vereint

Und Herzen verwandelt

Ist meines darunter?

Ich vertraue darauf

Zeige mir das Neue

Das uns eint

Und vergiss nie

Wir werden streiten

Denn Ehrlichkeit zählt

Bei meinen Leuten

Nur Lächeln geht nicht

Führt uns nicht weiter

Alles Konventionen

In einer Welt im Überfluss

Gib mir die Hand

Ich werde sie nehmen

Und lasse mich ein

Auf die Reise

Zwischen den Welten

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