# 465: BOOK OF THE WEEK — “Kurze Grammatik des Biblischen Hebräisch”

Ernst, Alexander B. (2022). Kurze Grammatik des Biblischen Hebräisch.

Geschichte hinter der Buchauswahl

Dieser Post heute ist mehr oder weniger eine Verzweiflungstat. „Weniger“, da ich diese Woche einfach keinen Nerv zum vielen Lesen hatte. „Mehr“, da ich aktuell Hebräisch lerne — oder besser: es lernen „sollte“. Schließlich war es meine Entscheidung, Theologie zu studieren. Und irgendwann muss man da auch Hebräisch machen. Und da genau kommt heute etwas ins Spiel, was ich als junge Studentin nicht hatte bzw. zugelassen habe, zumindest nicht in dem Maße: die Faulheit! Vielleicht ist es auch keine Faulheit (denn die hatte ich doch schon immer). Vielleicht ist es einfach nur eine Müdigkeit gegenüber Prüfungen, die einem wenig sinnvoll erscheinen. Man lernt einfach nicht mehr gern Dinge, nur weil sie in irgendeinen Curriculum stehen — und zwar schon zu lange.

Und: Man braucht sich und der Welt nichts mehr zu beweisen.

Vielleicht schreibe ich diese Woche über dieses Buch, da ich die Hoffnung habe, es möge mich zum Lernen motivieren. Vielleicht schreibe ich darüber, um mir ein für alle Mal einzugestehen, dass ich keine Lust darauf habe und die Lust in meinem Leben die Führung übernehmen darf. Das Unding ist nur, dass ich das Hebräische an sich liebe, wie die meisten anderen Sprachen. Ich liebe es, Sprachen zu lernen. Es fällt mir leicht. Aber mit toten Sprachen kann ich nichts anfangen, da ich damit nichts anfangen will. Es ist also mein Ego im Weg, das einfordert, dass das Gelernte für irgendetwas gut sein muss. Und Theologen würden sofort sagen, dass man das Hebräische braucht, gerade weil man damit etwas “machen kann”. Ich glaube ihnen das. Nur spüren kann ich es nicht. Ich habe weiter keinen Bock…

  1. Vorwörter
Ernst n.p.

Diese Woche ist im Kurs etwas Lustiges passiert. Eine Teilnehmerin fragte sich, warum man überhaupt auf die Idee käme, ein Grammatikbuch zu Bibelhebräisch zu schreiben. Der Dozent wies darauf hin, dass die Antworten auf solche Fragen immer im Vorwort steckten. Tatsächlich findet sich hier der „Beweis“, dass der Autor fasziniert vom Hebräischen ist — und zwar schon sehr lange. Das an sich ist nicht überraschend, denn sonst kann man schlichtweg so ein Buch nicht schreiben. Mich macht es aber auch etwas „neidisch“, denn meine Faszination dafür lässt weiter auf sich warten.

Vielleicht steckt ein Anreiz in dem kleinen Wort der „Weisheit“. Wenn Hebräisch die Sprache der Weisheit ist, dann wäre das ein wirklicher Anreiz. Und ich glaube daran, dass der Schlüssel für das Verständnis vieler „Dinge/Worte“ in dieser Sprache steckt. Und ich glaube auch daran, dass einem die Kompetenz dieser Sprache neue Türen des Verstehens aufzeigt, die einen anders über bekannte Begriffe nachdenken lassen. Genau das ist es ja, was mich täglich zum Aufstehen motiviert — das Sehen aus unterschiedlichen Perspektiven. Das Problem ist nur: Ich habe es einfach beim Erlernen dieser Sprache bislang nicht erfahren — diesen „Aha-Moment“. Ja es ist schön, die Geschichte einiger Worte im Detail zu kennen. Aber „schön“ reicht mir irgendwie heute nicht mehr.

Ich frage mich, ob ich früher besser dazu in der Lage gewesen wäre, Bibelhebräisch zu lernen. Noch mal: es liegt nicht am Hebräischen an sich. Ich mag Hebräisch, zumindest das moderne Hebräisch. Aber bei Letzterem weiß ich, dass ich es beim Sprechen mit den Menschen verwenden kann. Bei Grammatikregeln, die nur in der Bibel vorkommen, vermisse ich den praktischen Nutzen. Das Verrückte an dieser Argumentation ist, dass ich ein Typ bin, der unzählige Dinge lernt, auch wenn sie keinen unmittelbaren Nutzen haben, sondern mich einfach faszinieren. Bei Bibelhebräisch gelingt mir das einfach noch nicht. Und je mehr ich mir das wünsche, desto weniger tritt es natürlich ein.

Vielleicht laufe ich auch nur weg vor der Sprache, weil ich das Studium nicht beenden will?

Was wäre dann?

Ein neuer Anfang oder kein Ende eines Neuanfangs?

Stattdessen sind und waren mir Vorwörter immer wichtig — wichtiger sogar als der Inhalt von Büchern. Der Dozent hatte recht: Dort steht das drin, was der Mensch „eigentlich“ wissen will — warum nämlich ein anderer Mensch geschrieben hat, was er geschrieben hat. Auch als Autorin liebe ich Vorwörter und habe in meinen Büchern auch immer eines geschrieben, auch wenn es „altmodisch“ ist. Es hat immer viel über mich gesagt und über den Punkt im Leben, an dem ich beim Schreiben stand. Bei Ernst ist das weniger dramatisch. Bei mir ist wahrscheinlich jeder wöchentliche Post eine Art Vorwort zu meinem Leben an der gegebenen Stelle…

2. Gottesname

Ernst 23

Allein bei dieser vermeintlich einfachen Angelegenheit, dem Gottesnamen mit vier Buchstaben nämlich, können sich offensichtlich schon die Geister scheiden. Und genau das ist so ein Punkt, wo meine innere Stimme einfach sagt: Meine Güte, es ist allen klar, wer gemeint ist, warum eine riesen Ding draus machen? Ja, es ist interessant, das alles zu wissen, was Ernst hier beschreibt. Aber am Ende des Tages geht es mir nur darum, im Text zu erkennen, wer gemeint ist.

Andererseits wird einem beim Lesen von einem solchen Abschnitt auch klar, wie „weit“ man schon gekommen ist im Studium. Früher hätte mir ein Begriff wie „Septuaginta“ absolut nichts gesagt. Mittlerweile ist es ein „household“ term. Ja, mit jedem Fach, in das man sich hineinarbeitet, erlernt man automatisch eine neue Sprache. Das ist das natürliche Erlernen von Vokabeln aufgrund der inhaltlichen Auseinandersetzung — nicht umgekehrt. Ich wünschte nur, dass diese Sprache mir wirklich helfen würde. Und sorry, aber Menschen heute wollen keine langen Vorträge, ob man ein Wort in der Bibel nun so oder so übersetzen könnte. Damit haben sich Tausende von Wissenschaftlern schon lange genug bespaßt. Sie wollen berührt werden und etwas mitnehmen für ihr Leben. Ob ich dann der x-te Mensch sein muss, der ein Wort so oder auch ganz anders übersetzen könnnte…?

3. Stämme

Ernst 75

Das mit den Stämmen fand ich schon in Ivrit (Modernem Hebräisch) interessant. Die Stämme sind für mich das Symbol der Logiklastigkeit dieser Sprache. Ich glaube, das ist ein wesentlicher Grund, warum Leute, die sonst ungern Sprachen lernen, gern so eine Sprache lernen (ja, das ist ein Vorurteil): sie ist logisch aufgebaut, nach Prinzipien. Ja, und natürlich ist es faszinierend, wenn man aus einem einzigen Stamm so viele unterschiedliche Bedeutungen formen kann. Doch auch hier ist für mich viel wichtiger, dass ich Verben mag. Ohne Verben gibt es kein „Tun“ im Satz. Und aus Taten besteht das Leben.

Man sieht, dieser Post führt ziemlich ins Leere, genauso wie mein Hebräisch-Enthusiasmus. Ich bin gespannt, wo mich das alles hinführt. Es ist eine Herausforderung, der ich bewusst in diesem Semester begegne. Ich bin überzeugt, dass es einen Schlüssel zu meiner Motivation gibt. Der ist aber inhaltlich verankert. Und noch weiß ich nicht, ob die von Ernst erwähnte “Weisheit” wirklich das Versprechen ist, das mich lernen lässt. Vielleicht wird das erst wieder eine Woche vor der Prüfung passieren, wie in der Schule. Vielleicht gibt es für mich auch keine Prüfung. Es bleibt spannend, genauso wie der gesamte Weg des Theologiestudiums.

Reflexionsfragen

1) Liest Du bei Büchern die Vorwörter oder überblätterst Du sie? Findest du es relevant warum jemand ein Buch schreibt oder interessiert Dich „nur“ der Inhalt?

2) Hast du in der Schule oder später alte Sprachen gelernt? Wenn ja, was hast Du daraus mitgenommen?

3) Bist Du jemand, der Sprachen mittels Regeln und Logik lernt oder durch Hören und Sprechen?

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