# 457: BOOK OF THE WEEK — “Heilung der fünf Wunden der Seele”
Geschichte hinter der Buchauswahl
Dieses Buch hat mein Leben verändert. Ich kann heute noch nicht veröffentlichen, wie ich dazu gefunden habe. Aber ein Dominostein fiel nach dem anderen und schließlich wurde ich zu dieser Autorin geführt. Wir alle kommen bereits mit Wunden zur Welt und unser ganzes Leben suchen wir Heilung — manche bewusst, viele unbewusst. Das hat nichts mit „Psycho“ sein zu tun. Es ist etwas, das dem Menschen innewohnt. Wir suchen Liebe und die kennt viele alternative Begrifflichkeiten. Um diese tiefe Liebe jedoch zu finden bzw. wieder zu spüren, was schon immer in uns war, müssen wir die ganzen Wunden noch mal aufreißen, die wir mit uns schleppen.
Diese Zeilen tippe ich in einem Bus zwischen Faro und Lissabon. Mein Leben hat mich hier hingeführt. Viel Erwachen und Heilung ist schon passiert. Es kommen immer wieder neue Dinge und Menschen ins Leben, die einem zeigen, dass es noch etwas aufzuräumen gibt. Alles Glück hängt am Loslassen, das ist so. Wir müssen ständig loslassen, weigern uns aber. Erst wenn wir bereit sind, alles loszulassen, was uns vermeintlich ausmacht, dann sind wir bereit. Wir sind bereit, das, was wir mal als „ich“ verstanden haben, für das aufzugeben, was wir wirklich sind. Lise Bourbeaus Ansatz der fünf Wunden ist ein Meilenstein dabei. JEDER wird sich in einer der Wunden wiederfinden und Anknüpfungspunkte erhalten, wie man sie heilen kann.
Ja, es gibt Heilung.
Nein, innere Heilung geht nicht ohne das „Göttliche“.
Doch, der Weg lohnt sich.
1. Entscheidungen
Letzte Woche schrieb ich bereits über Entscheidungen im Kontext von Bonhoeffer. Diesmal geht es um Entscheidungen, die vielleicht auch Bonhoeffer vor dem Tod bewahrt hätten. Es geht um die eine und vielleicht wichtigste Entscheidung: Will ich wirklich heilen und all das, von dem ich tief drinnen weiß, dass es mich belastet und an meinem Glück hindert — will ich das hinter mir lassen? Wenn ja, dann braucht es dafür „anderes“ Handeln als vorher, wie auch immer das aussieht. Jede Wunde geht mit anderen “Masken” einher und allen ist gemein, dass man am Handeln alles ablesen kann, was die Wunde angeht, aber auch die Heilung.
Trifft man diese Entscheidung, dass sich etwas ändern soll, dann ist schon viel geschafft. Und das Universum hat es so eingerichtet, dass schon klare innere Entscheidungen so viel Energie aussenden, dass Dinge in Gang kommen, die den Wandel einfacher machen. Doch der Mensch ist leider oft zu „dumm“, um sich das eigene Glück wirklich selbst zu bescheren. Wir wollen immer alles wissen und dann so erscheinen, als wüssten wir alles. Dabei führt das keinen Schritt weiter. Wirklich „wichtiges“ Wissen ist nur das, was uns persönlich weiter bringt. Und das können wir gern zur Heilung der anderen zur Verfügung stellen, wir müssen es aber nicht.
Unsere Entscheidungen sind unsere Entscheidungen.
Kein anderer hat damit etwas zu tun.
Wir sind nur unserem Inneren verpflichtet.
Da ist schon alles „richtig“.
Wir müssen es nur sehen WOLLEN.
2. Ego
Da gibt es nichts hinzuzufügen — nur das Eingeständnis, dass es viele Rückschritte braucht, bis man das Ego wirklich losgelassen und beerdigt hat.
3. Angst
Knapp 40 musste ich werden, um die volle Bedeutung der Angst für unser Leben zu begreifen. Ich wusste davon, ich habe damit gearbeitet, auch an mir selbst. Aber nur das, was mir in den letzten ca. 12 Monaten geschehen ist und nun seit wenigen Wochen heilt, hat mir das volle Ausmaß der Angst verdeutlicht. In meinem Fall weiß ich noch nicht, wer der Klügere ist, um die Angst zu besiegen. Ich weiß aber, dass es ein Geschenk ist, die eigene Angst glasklar zu entdecken. Sie raubt uns alles und führt zu den schlimmsten Schmerzen, die wir vor allem uns selbst zufügen. Hinter so gut wie jeder negativen Emotion ist irgendwo Angst.
Lise Bourbeau hat mit ihren Büchern wahrliche Weisheit zu den Menschen gebracht. Diese Weisheit kann jeder in sich entfalten. Man muss nur immer weitergehen, wenn man wirklich sucht. Diese Suche ist immer auch mit dem verbunden, was manche Gott nennen. Diese Kraft begegnet einem nur, wenn man sich auf den Weg macht, der Angst ins Auge zu blicken. Es ist dann noch ein langer Weg. Aber Bourbeau und die vielen anderen Beispiele zeigen, dass man nichts zu verlieren hat, was man eh nicht braucht. Die Klugheit sollte man nicht aufgeben, vielleicht nur als Konzept. Ob ich klug bin, wird sich zeigen. Dass das Label der Klugheit unwichtig ist, weiß ich schon heute.
Reflexionsfragen
1) Hast Du das Gefühl, Dein Herz hat sich im Laufe Deines Lebens eher verschlossen oder geöffnet? Willst Du daran etwas ändern?
2) Hast Du in Deinem Umfeld Menschen, die viel „Ego“ aus Deiner Perspektive haben? Was sagt das über Dich aus?
3) Hast Du in Deinem Leben schon tiefe Ängste überwunden? Wie ist es Dir gelungen?