# 436: Sich verschenken
Gedicht
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Wie geht es?
Sich verschenken
Den anderen das geben
Was in einem ist
Jeden Tag
Jede Stunde
Von innen heraus
Da sein für alle
Die nicht wissen
Wie weiter
In Verzweiflung und Trauer
In Armut und Scham
Klingt einfach
“Mit Menschen arbeiten”
Die Welt ist eng
Alles braucht Label
Und Job-Beschreibungen
„Einfach da sein“
Das ist Theologie
Es braucht keinen Abschluss
Keine hohe Kunst
Es geht überall
Und nirgendwo
Den Menschen dienen
Wollen viele
Doch sie meinen es nicht
Dienen sich selbst
Und der eigenen Angst
Das nicht zu erfüllen
Was „Normalsein“ diktiert
Dabei fühlen sie es
Was dran ist im Leben
Doch die Angst ist stärker
Als der innere Wunsch
Sich selbst zu verschenken
Mit allem, was ist
Und die Menschen zu lieben
In denen nichts ist
Die Theorie ist einfach
Die Praxis kompliziert
Sich zu verschenken
Braucht mehr als das Motiv
Vielleicht geht es überall
Doch ich zweifle daran
Zu groß die Angst
Die Freiheit zu verlieren
Zu geben ohne Druck
Und bei mir zu sein
Denn ohne die Kraft
Aus der Mitte heraus
Ist das Geben vergebens
Und ohne jeden Halt
Wo ist er, der Platz?
Der alles Schenken erlaubt
Das Dasein für immer
Und nur für den Moment
„Man schaut von wo man hinwill“
Ein kluger Spruch
Vielleicht bin ich schon da
Vielleicht noch unterwegs
Zu wissen, was zählt
Ist ein großer Schritt
Und zu bewirken, dass mehr
Menschlichkeit lebt
Doch heut bin ich müde
Und ungeduldig zugleich
Die Menschen kommen
Doch ich zweifle daran
Ob der Ort wo ich bin
Der richtige ist
Um den Menschen zu schenken
Was in mir ist
Will mehr geben
Und was ich lerne
Wächst weiter in mir
Und kommt den Menschen zugute
Doch wann ist’s genug?
Wann nur noch machen?
Das Denken daran
Allein ist überflüssig
Bin dankbar für jede/n,
der zu mir kommt
Sie zeigen mir stets,
dass mein Weg sich lohnt
Sich verschenken ist leicht
Wenn man dafür lebt
Die Frage ist nur
Was es dafür noch braucht
Wieviel Liebe brauche ich
Um die Wärme zu geben
Und wie ehrlich bin ich
Mich doch zu verlieren
In der Ungewissheit,
was werden wird
Doch ich weiß, dass es wird,
wie es soll und sich fügt
Es gibt einen Plan
Und ich sehe ihn nicht
Werde vertrauen darauf,
dass der Platz sich zeigt.
Ein Segen ist es
Das Vertrauen zu spüren
Und die Klarheit zu haben
Die Wahrheit zu sagen
Sich nicht bremsen zu lassen
Von der Angst vor Reaktion
Das Gespür für den Menschen
Begleitet jede Situation
Bin entschlossen zu geben
Was immer in mir ist
Und ich wage zu träumen,
dass es mehr werden wird.
Sich verschenken heißt
Sich nicht wichtig zu nehmen
Und nur so viel zu opfern
Dass genug bleibt
Um die Menschen zu tragen
Und ihnen zuzuhören
Denn das gesprochene Wort
Trägt die Lebenswehen
Will zeigen und laut sein
Für jene in Not
Egal, woher sie kommen
Es gibt einen Grund
Warum sie mich finden
Und mich einladen
Ihren Schmerz zu teilen
Und wieder zu lachen.
Das Lachen ist es,
das ich geben will.
Und dafür braucht es nichts
Als meine Achtsamkeit
Sich verschenken ist schwierig
Wenn man gefangen ist
Zwischen gestern und heute
Zwischen alt und neu
Doch die Zeit bringt alles
Was die Welt heute braucht
Sie wird mich tragen
Zum nächsten Schritt
Die Freude zu wissen,
dass jeder Tag Neues bringt
Ist Grund zur Hoffnung
Dass das Herz sich nicht irrt.
Hab so viel zu geben
Und weiß nicht wohin
Bitte lasst mich schenken
Was in mir steckt.
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Reflexionsfragen
1) Hattest Du schon einmal den Wunsch, einen Beruf zu haben, der Dich den Menschen schenken lässt?
2) Wenn Du Weiterbildungen besuchst, was ist Dein Antrieb dabei? Musst Du sie besuchen, weil sie vorgeschrieben sind? Suchst Du Dir freiwillig welche aus? Wieviel Geld gibst Du monatlich/jährlich für Deine Weiterbildung aus?
3) Wenn Du nur noch 1 Jahr zu leben hättest — würdest Du Deinen aktuellen Beruf weiter ausüben oder etwas anderes machen?