# 413: BOOK OF THE WEEK — “Der Menschenzunft fehlt die Vernunft”
Geschichte hinter der Buchauswahl
Heute habe ich mich dabei ertappt, wie ich zu jemandem gesagt habe: „Einen gewachsenen Menschen erkennt man am Humor; er kann über sich selbst lachen.“ Das war ein starker Satz, aber ich glaube ihn. Das Lachen beherrscht man nur, wenn man genug geweint hat. Auch für das Weinen braucht es Mut. Und es braucht Zuversicht, dass jede Träne hart verdient ist im Rad des Lebens. Dazu ist nicht jeder bereit. Ich möchte damit niemanden glorifizieren. Ich freue mich nur, dass es Menschen gibt, die diesen Humor nicht nur haben, sondern ihn auch teilen. Dazu gehört Söhler.
Dieses Büchlein muss seinen Weg zu mir über einen Flohmarkt gefunden haben. So jedenfalls vermute ich es. Ich habe heute bewusst danach gegriffen, da ich wieder so sehr am Zweifeln bin — über Gott und die Welt. Und dann gibt es da immer diese Momente zwischendrin, die zeigen, dass der eingeschlagene Weg doch irgendwo hinführt, obwohl er so abwegig scheint. Doch am nächsten Tag kann es schon wieder ganz anders sein. Und dann gibt es eben diese Momente zwischendrin, in denen man über das Menschsein in all der Tiefe liest und weiß, dass an Gott und der Welt etwas dran ist. Und genau das findet man in Gedichten in wenigen Zeilen. So kann nur jemand schreiben, der durch den Nebel der menschlichen Konventionen hindurchsieht.
- Erfahrungen
Diese Zeilen sind noch nicht einmal Teil des Innenlebens des Buches. Sie stammen aus dem Klappentext. Doch sie zeigen, was die, die wirklich schreiben um des Schreibens willen, zu Etiketten sagen. Ja, Lyrik ist ein Label. Es klingt toll und klar. Man kann sich darunter etwas „vorstellen“. Aber es klingt auch irgendwie konzipiert, künstlich konstruiert. Genau das ist nicht im Interesse Söhlers, wie man hier liest. Und das braucht es offensichtlich auch nicht, um „den Menschen nahezukommen“. Genau das ist es doch, worum es in aller Literatur geht — den Menschen nahekommen und sich selbst als Mensch begegnen. Wenn wir das begriffen haben, dann setzt die Demut ein.
Oder auch nicht.
2. Weltprobleme
Das stimmt. Man muss nur in die Wissenschaft schauen. Vor allem aber tut eines Not: Die Erkenntnis, dass jedes Weltproblem in Alltagskleinigkeiten steckt. Schön wäre nur, wenn wir anerkannten, dass jene, die die kleinen Probleme lösen können, auch bei den großen einen Beitrag leisten könnten — wenn man sie nur ließe…
3. Angst
Da musste ich schlucken.
Es stimmt.
Die Angst ist unser größter Treiber.
Doch man muss durch sie hindurch,
um Ruhe zu finden.
Reflexionsfragen
1) Was macht für Dich einen humorvollen Menschen aus?
2) Hattest Du jemals einen Anspruch, ein Weltproblem zu lösen? Wenn ja, welches? Wenn nein, warum nicht?
3) Wie stehst Du zu der These, dass Ungeduld von Angst motiviert ist?