# 376: BOOK OF THE WEEK — “Bibelkunde”
Story behind the Passage
Wenn man sich fragt, warum man Theologie studiert, so hat „man“ keine Antwort. Ich jedenfalls studiere es, weil es dran ist. Ich weiß nicht, wohin es mich führt. Aber ich habe schon lange darüber nachgedacht. Bekanntlich mag ich das Denken, aber zu viel davon ist auch nicht gut. Daher handle ich lieber schneller. Nun ist es aber so, dass Studieren mit Lernen einhergeht. Das möchte ich natürlich, sonst würde ich nichts mitnehmen. Doch die Art von Lernen, die ich schon immer abgelehnt habe, nämlich das Auswendiglernen, ist auch dabei. Das bezieht sich leider auf den Teil, der mir einer der wichtigsten am Studium ist: die Kenntnis der Bibel. Und weil das Zeit in Anspruch nimmt, halte ich mich kurz.
1. Bibel und Qur’an
Ich studiere noch nicht lange Theologie. Aber eines habe ich schon herausgefunden: Viel Austausch mit dem Islam und der Islamischen Theologie gibt es nicht. Und das ist schade. Es geht schon damit los, dass die Evangelische und Katholische Theologie den Begriff der Theologie scheinbar gepachtet hat, wie auch aus diesem Abschnitt hervorgeht. Das ist schade, denn es steht der Einheit entgegen. Natürlich hat es etwas mit der Definition von Theologie an sich zu tun, die Christen scheinbar für sich beanspruchen. Ich tue das nicht. Wahrscheinlich bin ich, wie immer, auch kein „richtiger“ Christ. Das ist so und doch studiere ich dieses Fach. Denn es wird mich Dinge lehren, die mich besser mit den Menschen arbeiten lassen — an wen auch immer sie glauben, welche heiligen Bücher sie auch lesen.
2. Hiob
Noch bin ich mir nicht sicher, ob ich mich auf Hiob oder die Psalmen konzentrieren werde. Aber Hiob steht für mich nicht nur für die Geschichte an sich. Der Begriff hat es in den alltäglichen Sprachgebrauch gebracht — leider in Covid-Zeiten noch viel mehr als sonst. Gerade heute bekommen mehr Menschen „Hiobsbotschaften“ als ihnen lieb ist. Und das zeigt, wie sehr unsere westliche Welt weiter vom Christentum geprägt ist — ob wir wollen oder nicht. Ich kann mir vorstellen, wie schwierig das für jene ist, die damit nichts zu tun haben wollen. Ich gehörte auch einst dazu. Trotzdem finde ich es andererseits „schön“, dass solche Überbleibsel aus der Geschichtschreibung und ferner Vergangenheit sich so lange in der Sprache halten. Man kann die Kenntnis dieser Worte auch einfach unter dem Begriff „Allgemeinbildung“ bündeln. Ich denke, davon kann man nicht genug haben. Leider haben wir aktuell zu wenig, scheint mir.
3. Paulus
Paulus fasziniert mich. Er war einer der ersten Marketing- und Vertriebsprofis der Geschichte. Und ich glaube, seine Überzeugungskraft und Euphorie war genau deshalb so stark, weil er selbst bekehrt worden ist. Als Ungläubiger gläubig zu werden stärkt den Glauben. Aber vielleicht ist das einfach nur mein Vorbehalt. Wie dem auch sei — unbestritten bleibt, einfach historisch und völlig ohne Glauben — dass er das Christentum hat expandieren lassen. Und das ohne Internet und Mittelstreckenflugzeuge. Das sollte ihm heute mal einer nachmachen. Vielleicht ist Greta Thunberg so ein Beispiel für die Umweltproblematik. Aber ob sie dieselbe Überzeugungskraft hat, wage ich zu bezweifeln. Prinzipiell bleibt es aber dabei, dass ich eine Schwäche für gute Vertriebler habe. Sie bringen uns Dinge näher, die wir erst nicht haben wollen. Und wenn wir erkennen, dass wir sie doch brauchen, studieren wir vielleicht sogar mal Theologie.
Reflection Questions
1) Welche Geschichte aus der Bibel fällt Dir spontan ein?
2) Sollte es mehr Dialog zwischen Christen und Islam geben? Warum/nicht?
3) Kennst Du Menschen in Deinem Umfeld, die „vom Saulus zum Paulus“ wurden?