# 307: Tugend und Universität

Silke Schmidt
11 min readAug 5, 2021

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Wieprecht, Volker, and Robert Skuppin (2009). Das Lexikon der verschwundenen Dinge, 64.

Story behind the Passage

Erneut weiche ich sprachlich von meiner Gewohnheit ab. Die Suche das Autors ist auch immer die Suche nach der Sprache. Natürlich gibt es die Sprache nicht. Man kann sich nicht nach dem richten, was vermeintlich „gut“ ankommt. Man muss nach den Worten gehen, die aus einem heraus kommen. Mein Thema heute ist vermeintlich „deutsch“, da es mit Tugend, Anstand, und Moral zu tun hat. Allein diese Worte lassen wohl die Ernsthaftigkeit in meine Glieder fahren und damit auch das Deutsche als Sprache. Sprache ist Stimmung, nicht unbedingt Inhalt. Obwohl ich glaube, dass viele Feinheiten mir besser im Deutschen über die Finger kommen, viele Stimmungen besser in anderen Sprachen. Insofern hebt sich der Effekt womöglich auf. Es bleibt das, was jetzt genauso aufs Papier muss, wie es will.

Stein des Anstoßes ist ein Beitrag, den ich heute Morgen über die Entwicklung der Impfzahlen gesehen habe. Ich war erneut schockiert. Wir werfen Impfdosen weg, weil keiner mehr kommt. Das ist eine sehr grobe Zusammenfassung der Lage und Kritiker haben recht, wenn sie jetzt sagen: „So kann man das auch nicht sagen, es gibt ja hier und dort und bei dem und bei jener viele Ausnahmen, wo es gut läuft.“ Klar, das gibt es alles. Ich möchte trotzdem dabei bleiben, dass wir offensichtlich ein Problem haben. Und das Problem sind an dieser Stelle (ausnahmsweise) mal nicht die Impfzentren und Politiker, die natürlich irgendwie trotzdem hinter allem stehen, sondern es sind: die Menschen.

Es sind die Menschen, die entscheiden, sich nicht impfen zu lassen.

Es sind die Menschen, die sich entscheiden, zu Terminen einfach nicht zu kommen.

Es sind die Menschen, denen es egal ist, ob sie Viren aus dem Ausland bringen.

Es sind die Menschen, die Party höher halten als Gesundheit und Überleben.

Es sind die Menschen, denen offensichtlich vieles und jeder scheißegal ist.

Wenn ich hier bewusst immer den bestimmten Artikel „die“ Menschen anfüge, so tue ich dies aus dem einfachen Grund, dass es hier tatsächlich um die Menschen in Deutschland geht. Ja, das Phänomen mag auch anderswo in ähnlicher Form auftauchen — tut es wahrscheinlich auch — aber mir geht es hier ausnahmsweise um unser Land und nicht um die Welt, weshalb auch das Deutsche hier angebracht ist. Und wenn man nun also „die Menschen“ sagt, dann meint man Bürger in unserem Lande. Und der Begriff des Bürgers zeigt bereits auf, dass es hier um mehr als nur Corona und Impfen geht. Es geht um das Funktionieren des Staates. Es wird wohl keinen verwundern, dass ich das Thema wiederum mit der Uni verknüpfe, da die beiden Dinge unweigerlich miteinander verflochten sind, so glaube ich und möchte es nachfolgend mehr oder weniger kurz darlegen.

My Learnings

„Ehre ist ein Konzept, das dem Erhalt der Wertvorstellungen einer Gruppe oder einer gesellschaftlichen Schicht dient.“ Man mag sich fragen, wie um alles in der Welt ich angesichts der obigen Einleitung ausgerechnet dieses Buch und diesen Abschnitt für die heutige „Exegese“ auswählen kann. Der Grund ist ganz einfach: Ich habe im Regal nach einem Buch gefahndet heute Morgen, das sich mit Werten beschäftigt. Und dann sah ich den Titel „… der verschwundenen Dinge“. Flugs öffnete ich es und suchte nach Stichworten wie „Anstand, Verantwortung, Disziplin.“ Diese scheinen zum Zeitpunkt des Erscheinens, zumindest aus Perspektive der Verfasser, noch vorhanden gewesen zu sein, denn sie finden sich nicht im Buch. Aber einige andere Nicht-Dinge, d.h. immaterielle Werte, sind durchaus vorhanden. Und “Ehre” war der Begriff mit der entsprechenden Beschreibung, der am nächsten an mein Thema herankam.

Es geht mir hier also nicht im engeren Sinn um den Begriff der Ehre, sondern es geht mir um Ehre als Beispiel eines Wertes bzw. einer Tugend, die offensichtlich verloren gegangen ist. Zudem hat Ehre, so im Satz zu lesen, mit Wertvorstellungen zu tun. Und nichts anderes ist dahinter, wenn ich von den Tugenden rede, die aus meiner Sicht fehlen, damit Menschen zum Impfen gehen. Tugend, in Englisch “virtue”, geht u.a. zurück auf “moralische Exzellenz und Gutmütigkeit, aber auch Mut und Menschlichkeit (virtue | Search Online Etymology Dictionary (etymonline.com)). Wie immer bei mir scheinen diese unterschiedlichen Dinge auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun zu haben. Ich werde mir also im gebotenen Maß der Kürze Mühe geben, diese vermeintlich unterschiedlichen Begrifflichkeiten so begreifbar zu machen, dass der Stein meines Anstoßes klar wird.

Offensichtlich geht es bei der Ehre, wie im Satz zu lesen, um den Erhalt von bestimmten Wertvorstellungen, die wiederum einer bestimmten Gruppe zugeordnet werden. Mir geht es um etwas noch Fundamentaleres: Den Erhalt von Wertvorstellungen an und für sich und den Menschen. Man mag argumentieren, dass das an sich paradox ist, denn der Mensch wertet immer und ständig und hat demnach auch — bewusst oder unbewusst — Werte im Kopf. Demnach habe also auch ich ein bestimmtes Wertegerüst im Kopf, was mich an der Wichtigkeit von Werten zweifeln lässt und, das suggeriert die Definition der Ehre oben, möchte diese vielleicht sogar im Sinne einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe „verteidigen“ oder zumindest aufrecht erhalten. Ersterem, dem Vertreten von Werten, stimme ich zu. Letzteres, die Vertretung eines Kollektivs, bezweifle ich, da ich, das ist vielleicht der einzig wirkliche rote Faden durch all meine Texte, aus der radikal subjektiven Perspektive meines Denkens und meiner Weltanschauung schreibe und mich nicht irgendeinem Camp zuordne außer vielleicht, im weitesten Sinne, der Gruppe der Menschen, die den Glauben an den Humanismus aufrecht erhalten.

Genug zu den Aspekten hinter dem Argument. Wo ich hin möchte, kann hingegen viel einfacher und anhand einer ganz einfachen Beobachtung der letzten Wochen und Monate beschrieben werden. Wochen- und monatelang war in Deutschland die Hölle los, da wir nicht früh genug ausreichend Impfstoff hatten. Natürlich habe ich nicht höchstpersönlich nachgezählt, ob die berichteten Zahlen dazu wirklich stimmten. Wovon ich aber ausgehe, ist, dass gemäß der nach wie vor verhältnismäßig schlechten Impfquote bzw. der Zahl der “Vollgeimpften”, dies wirklich den Tatsachen entsprach. Heute, das zeigte eben auch jener Bericht und viele weitere Artikel und Berichte der letzten Wochen haben es bereits beschrieben, schütten Ärzte Impfstoff in den Gulli (im übertragenen oder wörtlichen Sinne), weil keiner kommt.

Das ist eine Schande.

Diese, eben meine, Feststellung ist heutzutage ebenfalls aus der Mode gekommen. Eine Schande ist heute offensichtlich kaum noch etwas. Die Dinge sind “uncool, out, schwachsinnig, Banane, scheiße, abtörnend, oder für die Katz, aber das Wort Schande benutzt kaum noch jemand. Das kann daran liegen, dass es keine Schanden mehr gibt. Es kann daran liegen, dass keiner das Wort mehr kennt. Und es kann daran liegen, dass sich keiner mehr traut, es zu gebrauchen. Ich mache das hier mal so unverblümt und schiebe kurzerhand eine kleine Definition aus dem Grimmschen Wörterbuch nach:

Schande: „als ursprüngliche bedeutung hat man sich wol ‘beschädigung’ im allgemeinen zu denken; aber die einschränkung auf die bedeutung ‘ehrverminderung’ ist bereits vor beginn der überlieferung vollzogen.“ Wörterbuchnetz (woerterbuchnetz.de)

Die ganze Definition ist mehrere Seiten lang. Ich will daraus nur ablesen: Schande schafft Schaden in irgendeiner Form und wird als solcher nur empfunden, sofern jemand ein gewisses Ehrgefühl hat. Lustigerweise passt die Passage aus dem heute gewählten Buch dann doch treffender zu meinem Thema der Tugend als vermutet. Und genau darum geht es mir in meiner Argumentation. Für mich ist die Tatsache, dass die Leute sich nicht impfen lassen, nachdem sie Monate lang den Staat beschimpft haben, eine Schande in beide Richtungen — zum Subjekt hin und zum Staat. Der Einzelne schadet sich, indem er vielleicht stirbt. Und er schadet dem Staat, nicht unbedingt nur durch eben dessen Verunglimpfung, sondern überhaupt dadurch, dass er sich seiner Pflicht als Bürger entzieht, zum Funktionieren des Staates bestmöglich, nach bestem Wissen und Gewissen, beizutragen.

All diese Begriffe bräuchten so viel mehr Ausführung, als ich sie hier zu geben vermag. Mir ist wiederum nur das Resultat bzw. meine persönliche Schlussfolgerung wichtig, die am Ende des Tages mit vielen Corona-Debatten verbunden ist: Nein, wir werden am Ende in letzter Konsequenz keinen dazu zwingen können, sich impfen zu lassen. Genauso ist es eben mit jeder ethischen Fragestellung, sonst wäre es keine solche. Nein, wir können keinen dazu zwingen, keinen umzubringen oder die Umwelt zu zerstören. Wir müssen darauf vertrauen, dass es am Ende noch genug Menschen gibt, die das Grundgesetz achten. In der Regel tut man das, wenn man als Einzelner einen SINN darin erkennt, warum es so etwas gibt. Das tut man wiederum, zurück zu Artikel 1, weil man an die WÜRDE des Menschen glaubt.

Der Dreh- und Angelpunkt aller Dinge ist also der Glaube an etwas, an Werte im Wesentlichen, den keiner einimpfen oder anordnen kann. Er muss also irgendwo im Laufe des Lebens erworben bzw. erlernt werden. Nein, ich springe hierbei nicht gleich zur Bildung, denn mir ist eines vorher wichtig: Ehre und Würde sind Dinge, die dem Einzelnen Menschen dienlich sein sollten. Ich glaube nicht daran, dass eine Erklärung, die das Wohle der Gemeinschaft voranstellt, so schön das auch klingen mag, überhaupt Aussicht auf Erfolg hat. Ich glaube aber daran, dass der Einzelne verstehen kann, dass er sich nicht selbst schädigen sollte. Und damit meine ich nicht Corona, ich meine die Schande. Jemand, der eine Schande für den Staat ist, ist zuallererst eine Schande für sich selbst — seine eigene Würde.

Mit diesem Jemand meine ich ganz konkret eine prototypische Person, die noch vor Wochen nach Impfstoff geschrien hat, weil eben “alle” das getan haben, und jetzt sagt: „Ach ne, geh ich doch nicht hin, geh ich lieber ins Schwimmbad, Corona ist eh durch, vielleicht kommt bald ein noch besserer Impfstoff, hatte das Virus ja auch schon, eh alles nur Politikergeschwätz.“ So jemand könnte schließlich doch hingehen, obwohl er diese Gedanken hätte, in genau einem Fall: Wenn er ein schlechtes Gewissen hat. Das muss und kann letztlich nicht von außen kommen, das kommt von innen. Doch es kommt scheinbar heute gar nicht mehr.

Es gibt kein Gewissen mehr, und schon gar kein schlechtes.

Ich merke, dass ich mich hier in vielen Begriffen vermeintlich verliere, die nicht sauber definiert werden. Aber dies ist ein Impuls für das Nachdenken, dafür muss auch die Unschärfe reichen. Und damit komme ich schließlich zu den Tugenden und der Uni. Für mich ist die Universität der Ort, der trotz allen Wandels in der Vergangenheit die Funktion im Staate erfüllt hat, dem Menschen zur Mensch- und Bürgerwerdung zu verhelfen, indem er ihm Fähigkeiten mit auf den Weg gegeben hat, die dem Überleben des Staates dienen. Tugenden haben diese Funktion am Ende. Ohne sie fällt eine jede politische Ordnung zusammen wie ein frisches Soufflé aus dem Backofen. Puff — ist die heiße Luft raus. Natürlich werden Tugenden nicht nur in der Uni erworben, aber eben auch.

Wie, jetzt? Uni ist doch zum Studieren da, nicht für Sitte und Moral wie in der Kirche?!

Stimmt, und stimmt auch nicht. Denn Uni und Kirche waren ja mal eins. Ich will nicht sagen, dass Aufklärung und Reformation schlecht waren. Damit würde ich zurecht als Irre den Freifahrtschein auf den Zauberberg gewinnen. Und es war insofern kein Problem, als sich die Wertevermittlung über Jahrhunderte gehalten hat. Was ich nur sage: Mit dem jüngsten Wandel der Uni, man könnte auch von Verfall sprechen, ihrem graduellen Verschwinden eben, ist die Werteerziehung weggebrochen in einer Weise, die bislang nicht von anderen Institutionen erfüllt werden kann. Und mit diesen Werten meine ich, nur für das Beispiel der Impfungen jetzt, primär die folgenden:

  • Disziplin: Ich stehe auf am Morgen und erfülle meine (selbst auferlegte) Pflicht.
  • Respekt: Ich “schaue auf” zu denen, die mehr wissen, können und erfahren haben als ich.
  • Verantwortung: Wenn ich eine Aufgabe übernehme berücksichtige ich alle Konsequenzen, die mein Handeln für andere hat.

Es ist unbedeutend, jedem Begriff nun wirklich von seiner Bedeutung her nachzuspüren. Jeder stellt sich darunter intuitiv etwas vor. Und genau diese Dinge hat man, sofern man studiert hat, in ausgeprägter Form, bedingt durch die Dauer der Ausbildung, in der Universität gelernt. Das hat nicht immer Spaß gemacht, aber geprägt — wie man Buchstaben und Bilder in eine Münze stanzt. Es muss schon ein Traktor oder eine Bahn darüber rollen, dass das Profil unkenntlich wird. Dementsprechend ist auch Vertrauen von außen in diese Ausbildung gesetzt worden. Man ging nicht nur davon aus, dass ein Studierter gewisse Fachkompetenz hat. Nein, man traute ihm zu, dass er gewisse Werte mitbekommen hat.

Ich schreibe hier in der Vergangenheitsform, warum?

Ich glaube, in der aktuellen Bildungsdiskussion vergessen wir, wie fundamental diese Werteausbildung für die Wertschöpfung der Universität und ihre Funktion im Staate ist. Ja, wir können Wissen heute anders und anderswo vielleicht besser vermitteln — auf YouTube und in den unzähligen alternativen und angewandten Hochschulen, sowie natürlich in vielen anderen ausgezeichneten Lernorten, die keine Hochschulen sind. Damit geht aber oft einher, dass die angesprochenen Werte nicht mehr von einer staatlichen Institution vermittelt werden. Das ist ein Problem, denn damit kann auch der Niedergang der demokratischen Ordnung, zumindest wie wir sie kennen, einhergehen. Im schlimmsten Falle, und den muss man bei allem Optimismus ab und an auch mal anreißen, wird es kaum jemanden mehr geben, der versteht, warum es die Demokratie überhaupt gibt. Dafür braucht es die persönliche Erfahrung und das Wissen darum, was die Ausbildung der oben genannten Werte mit dem staatlichen Funktionieren zu tun hat.

Was passiert, wenn demokratische Tugenden fehlen?

Siehe Europa: Orban, Lukaschenko & Co.

Wer schaut zu?

Alle!

Wer will, dass sich die Schande der deutschen Geschichte wiederholt

Keiner!?

Dann besteht Handlungsbedarf…

Wer sich jetzt fragt, ob all diese Gedankenstränge zu einer klaren Antwort oder zumindest einer klaren These führen, den muss ich auch heute enttäuschen. Ich kann aber eine Erkenntnis teilen, die mir im Laufe des Schreibens, insbesondere in Verbindung mit einem Gespräch heute, deutlich geworden ist. Wertevermittlung und Wertevermittler sind untrennbar miteinander verbunden. Damit meine ich auch an dieser Stelle in erster Linie die Menschen, nicht die Institutionen, die letztere formen. Und genau da gilt es, zu beginnen, zumindest aus meiner pragmatischen Perspektive. Das klingt einfach, ist aber offensichtlich so schwierig, dass es noch nicht gelingt.

Was ich damit konkret meine, kann man an einem einfachen Beispiel verdeutlichen:

Stell Dir vor, Du kommst aus einem afrikanischen Bürgerkriegsland, bist mit sechs Jahren mit fünf Geschwistern nach Deutschland geflüchtet, hast Deutsch gelernt, solltest von der Grund- auf die Sonderschule wechseln, hast Dich von dort auf die Hauptschule gekämpft, dann auf die Realschule, dann das Abitur bestanden, seit dem fünfzehnten Lebensjahr nebenbei gearbeitet, ein freiwilliges soziales Jahr in einer Behinderteneinrichtung im Ausland absolviert, Dich fürs Studium beworben und trotz NC einen Platz erkämpft — das alles, obwohl keiner aus Deiner Familie je eine Uni von innen gesehen hat.

Und dann?

Dann stehen vor Dir Professoren, die von der Welt nur eines gesehen haben: eine behütete Familie, volle Bücherregale, Musikunterricht, eine reiche Nachbarschaft, ein Studium ohne Nebenjobs, schließlich eine wissenschaftliche Anstellung hinter einem Schreibtisch.

Hast Du Respekt vor diesem Prof.?

Glaubst Du ihm, wenn er über etwas redet?

Vertraust Du seiner Einschätzung?

Ich weiß, dass dieses Beispiel polarisiert. Keiner kann etwas dafür, in welches Leben wir hineingeboren wurden. Aber wir alle können etwas dafür, was wir daraus machen. Das gilt auch für sämtliche Glaubensanhänger. Es gibt kaum eine Denomination, die die Verantwortung des Menschen zum eigenen Handeln völlig ausklammert bzw. vollends an höhere Mächte abgibt. Und Handeln und Sprechen, ja auch das Auftreten und die Ausstrahlung, müssen übereinstimmen, damit Respekt entsteht. Dabei geht es nicht um den grundsätzlichen Respekt vor der Gleichheit und Würde eines jeden Menschen, es geht um den Respekt, den es braucht, um die Werte von Menschen zu übernehmen und von ihrer Sinnhaftigkeit, im Sinne des Guten, überzeugt zu sein. Wenn Lehrende in der Universität diese vermittelnden Personen sind bzw. sein wollen, so müssen sie diese Werte ausstrahlen und mit ihrem Handeln dafür einstehen.

Braucht es dafür also eine PR-Kampagne?

Storytelling über wissenschaftliche Lebensläufe, die diese Anforderungen erfüllen?

Neue Lauterbachs und Leschs für Talkshows?

Nein!

Ich glaube, und das ist letztlich, wie wir lernen, schon mal ein wichtiger Schritt, wir brauchen Menschen, die den Mut haben, sie selbst zu sein und darauf zu vertrauen, dass nur dieser Weg derjenige ist, der sie anderen Menschen näher bringen wird. Das ist der Weg, der jungen Menschen, Studenten, aber auch jedem anderen Bürger im Land, Werte vermittelt, wie sie dringend gefragt und letztlich nie endgültig diskutiert oder gar „belegt“ werden können. Lasst uns also aus der Not eine Tugend machen und aus der Krise die Chance wittern, wieder den Menschen in seiner Ganzheit anzusehen und zu erkennen, welchen Wert Vorbilder an den wirklich wichtigen Stellen im Staate und in all seinen Institutionen haben.

Reflection Questions

1) Welche Tugend vermisst Du in der Gesellschaft aktuell am stärksten?

2) Wie siehst Du den Zusammenhang zwischen Demokratie und Bildung?

3) Welches Argument würdest Du verwenden, um einen Impfgegner zur Impfung zu bewegen?

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